Tuchenbach in der Kirchengemeinde Veitsbronn – Obermichelbach

 

Am 3. Juni 2000 hat der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich die von der politischen Gemeinde Tuchenbach erstellte Aussegnungshalle zur Kirche geweiht.

Ein wahrhaft historisches Ereignis für unseren Ort.

Nachfolgender Bericht soll etwas Licht in den kirchlichen Werdegang der Tuchenbacher Bürger/innen innerhalb der Kirchengemeinde Veitsbronn bringen.

 

Ein Blick auf die Anfänge

Ein Bischof wirkte bekanntlich schon am Anfang Tuchenbachs: Bischof Berthold von Bamberg belehnte im Jahr 1284 den Burggrafen von Nürnberg mit der “Villa Tuchenbach”.

Die Bestätigungsurkunde ist der erste sichere Beleg für das Dorf Tuchenbach.

Zu diesem Zeitpunkt dürfte Tuchenbach aber schon viele Jahrzehnte, wahrscheinlich sogar Jahrhunderte, bestanden haben. Und die Einwohner, Nachfahren der Siedler aus dem Rheinland oder aus dem jetzigen Frankreich, waren seit vielen Generationen christianisiert. Sie wurden geistlich von der Kirche St. Martin (Martinikirchweih!, jetzt Maria Magdalena), in Herzogenaurach betreut. Um 1350 wird erstmals die Herzogenauracher Filialkirche in “Prunn” zusammen mit der Kirche in Obermichelbach erwähnt und alles deutet darauf hin, daß die Tuchenbacher Bürger seit Erbauung dieser Kirche, man nimmt die Zeit um das Jahr 1250 an, stets dorthin zum Gottesdienst gingen, dort getauft, verehelicht und beerdigt wurden.

Der zweitälteste Eintrag in den Veitsbronner Kirchenbüchern ist eine Taufe. Am 24. Dezember 1639 wurde Elisabeth getauft. Vater ist Andreas Höppel, Bauer zu Tuchenbach, die Mutter Barbara, sein Eheweib. Gevatterin (Patin) ist Elisabetha, das Eheweib von Friedrich Schwarz.

Im Stiftungsbüchlein des Herzogenauracher Pfarrers Wydhössel ist eine Stiftung aus Tuchenbach vermerkt: Im Jahre 1515 stiften dem Gotteshaus Veitsbronn Ulrich und Christina Becker aus Tuchenbach 2 Morgen Äcker.

 

1517 Die Reformation

Einen gravierenden Einschnitt in das Glaubensleben der Tuchenbacher Christen gab es Anfang des 16. Jahrhunderts. Martin Luther trat 1517 mit seinen Thesen an die deutsche Öffentlichkeit und setzte damit die Reformation in Gang.

Tuchenbach gehörte zwar wie oben gesagt über die Filialkirche Veitsbronn zum Pfarrsprengel Herzogenaurach, die kirchliche Grenze bildete hier die Zenn, (Bernbach gehörte noch bis in dieses Jahrhundert nach Burgfarrnbach, Siegelsdorf und Kagenhof nach Seukendorf). Weltlich waren Veitsbronn, Tuchenbach und die anderen Orte dem Markgrafen von Ansbach untertan, die weltliche Grenze bildete die Aurach.

Auf dem Reichstag von Augsburg wurde 1555 nach langen Auseinandersetzungen der Kompromiß gefunden, daß der Untertan die Konfession des Landesfürsten anzunehmen hat. Die Ansbacher Markgrafen standen dem Reformationsgedanken von jeher positiv gegenüber und so wurde auch Tuchenbach, als Veitsbronn 1530 die neue Lehre annahm, protestantisch.

Seit der Reformation bilden die Kirchengemeinden Veitsbronn und Obermichelbach eine Doppelpfarrei und werden von demselben Pfarrer geführt. Die meisten dieser Pfarrer wohnten in Obermichelbach. Es war Pfarrer Keller, den ältesten Tuchenbachern noch gut bekannt, der durch seinen privaten Umzug nach Veitsbronn 1904 einen Prozeß einleitete, der im Jahre 1935 Veitsbronn als Pfarrsitz bestätigte – sehr zum Leidwesen der Obermichelbacher.

Tuchenbach war in all den Zeiten stets nach Veitsbronn orientiert und es heißt, daß es die Tuchenbacher waren, die Ende der 30er Jahre und besonders in den Kriegsjahren, den Sonntagsgottesdienst fleißig besuchten, während viele Veitsbronner in brauner Uniform ihr Heil anderswo zu finden glaubten.

 

Berichte aus dem vergangenen Jahrhundert

 

Beerdigungen

Ein unscheinbarer Eintrag im Protokollbuch: In der Sitzung des Kirchenvorstands am 24.10.1963 wird erwähnt, daß Herr Christoph Vogel aus Veitsbronn seine Pferde verkauft hat. Er war der Kutscher des Leichenwagens. Von da an wurde aufgrund eines Beschlusses des Kirchenvorstands bei Bestattungen das Leichenauto der Stadt Langenzenn angefordert. Mit dem Leichenauto und dem Bau der Aussegnungshalle Veitsbronn 1965 endete die Jahrhunderte alte Tradition des Leichenzuges von Tuchenbach nach Veitsbronn.

Bis dahin wurde der Leichnam am Tag der Beerdigung vom Sterbehaus abgeholt. Zu gegebener Zeit wurde er aus dem Haus getragen und auf den Wagen geladen. Die Glocke läutete, bis der Trauerzug am Scheidebaum angelangt war. Dort wurde angehalten und die Kränze und Schalen an den Leichenwagen gehängt bzw. aufgeladen. Dann zog man nach Veitsbronn. Am Ruhstein, er steht gegenüber dem Schießhausparkplatz neben der dicken Pappel, hielt der Zug an und der Sarg wurde darauf abgestellt. Man hat sich dann wohl etwas ausgeruht und gesammelt. Der Veitsbronner Mesner hatte das alles vom Turm aus beobachtet und begann die Glocke zu läuten. Der Blumenschmuck wurde aufgenommen und dann gingen, so ist es mündlich überliefert, voran der Kreuzträger, dann die Sargträger mit dem Sarg und anschließend die Trauergemeinde, über die alten Steinstufen am Schießhaus (das damals natürlich noch nicht existierte) empor zur Kirche.

Erst als um die Jahrhundertwende der jetzige Weg am Pfarrhaus gebaut wurde, konnte der Leichenwagen und ab 1963 das Leichenauto den Berg hoch fahren. Noch bis in die 70er Jahre gingen die Dorfbewohner Tuchenbachs unter Glockengeläute bis zum Scheidebaum hinter dem Leichenauto her. Dann wurde der mächtige Baum wegen der Kreuzung gefällt und damit war der uralte Brauch des Leichenzuges zu Ende.

 

Kirchweih

Die Tuchenbacher Kirchweih findet bekanntlich am Sonntag nach Himmelfahrt statt. Das war aber nicht immer so. Kirchweihen wurden schon immer gefeiert und zwar am Jahrestag der Kirchenweihe. Im Laufe der Zeit, die eigentliche Weihe des Gotteshauses stand da wohl nicht mehr so sehr im Mittelpunkt, begannen auch Orte ohne Kirche ihr jährliches Freudenfest zu begehen. Tuchenbach nahm es aber genau und feierte Kirchweih am gleichen Sonntag wie Veitsbronn. Als im Ersten Weltkrieg die Glocke von 1839 wegen Rohstoffmangel eingeschmolzen wurde, spendeten Bürger eine neue. Diese läutete zum ersten Mal 1926 am Sonntag vor Pfingsten und an diesem Jahrestag wurde von da an Kirchweih gefeiert. Das erste richtige Kirchenweihe – Fest wurde allerdings erst im Jahr 2000 begangen.

Glaubensgemeinschaft

In den 30er Jahren, so wird berichtet, hat Schwester Anna aus Puschendorf, sie gehörte der Schwesternschaft Hensoltshöhe an, in Tuchenbach kirchlich gewirkt. Sie hielt einmal wöchentlich Kindergottesdienst, sowie für Erwachsene die Bibelstunde. Noch jetzt fährt in dieser Tradition ein kleiner Kreis jeden Sonntag zur Bibelstunde nach Siegelsdorf.

 

Auch kamen Pfarrer und Mesner aus Veitsbronn zweimal jährlich ins Dorf, um besonders älteren, gebrechlichen Menschen das Abendmahl zu reichen. Zu dieser Hausabendmahlsfeier kamen dann weitere Tuchenbacher hinzu.

 

1960 Tuchenbach wächst

1968 wurde im Kirchenvorstand Veitsbronn erstmals darüber nachgedacht, aufgrund der beginnenden Siedlungstätigkeit ein Gelände für Friedhof und Kirchengebäude zu kaufen (was aber bekanntlich nicht geschah).

Damals wurden auch dem Veitsbronner Vikar Seidel die Orte Tuchenbach, Retzelfembach und Siegelsdorf schwerpunktmäßig zugeordnet. Später wurde die jetzt noch gültige Regelung getroffen, daß Tuchenbach zwar nach Veitsbronn gehört, der Obermichelbacher Pfarrer jedoch die Kasualien (Taufe, Konfirmation, Hochzeit, Beerdigung) hält.

Im Jahr 1972 zogen Heinz-Leo und Irmgard Weiß nach Tuchenbach. Beide waren durch ein christliches Elternhaus geprägt, er in Nürnberg St. Leonhard und sie in Neuendettelsau. In dieser Zeit hatte in Tuchenbach eine rege Bautätigkeit eingesetzt und die Einwohnerzahl des Ortes verdoppelte sich bald. Viele junge Familien mit Kindern wohnten jetzt hier, Kontakte bildeten sich zwischen den Neubürgern schnell, zu den Altbürgern aber eher selten. Das Ehepaar Weiß sahen das und wollte Anregungen geben, die aus dem Nebeneinander ein Miteinander werden ließen. Es hatte Kontakt zu Pfarrer Güntsch in Veitsbronn und so wurde im Jahr 1976 ein sonntäglicher Kindergottesdienst eingeführt. Kinder aus Dorf und Siedlung fanden sich im Sitzungssaal des Rathauses zusammen und damals wurde auch das erste Krippenspiel eingeübt, mittlerweile eine Tradition für Jung und Alt an Heiligabend.

Mit engagierten Herlferinnen und Helfern aus der Kirchengemeinde wurden ab 1976 in der Jungschar Spiele und Gruppenarbeit organisiert, 1977 der Frauenkreis ins Leben gerufen, so wie 1980 die Evangelische Jugend-und Gemeindebücherei eröffnet. Später folgte der Altenkreis, gehalten vom Ehepaar Schwanfelder aus Obermichelbach.

Die Signale und Anregungen aus Tuchenbach überzeugten Pfarrer Güntsch von der Notwendigkeit, einen monatlichen Gottesdienst in Tuchenbach zu halten. Der erste fand zur Kirchweih 1976 mit Pfarrer Jahn aus Obermichelbach im alten Schulhof statt, weitere folgten im Sitzungssaal des Rathauses. Ab 1983 wurden die Gottesdienste im Bürgerhaus, erst im neuen Anbau des jetzigen Kindergartens, dann im würdig ausgestatteten Raum des Westflügels vierzehntägig gefeiert. Wegen der kurzfristigen Vermietung dieses Raumes an den Bäcker wurden ein halbes Jahr, bis zur Fertigstellung der Friedenskirche, die Gottesdienste im Schulungsraum des Feuerwehrhauses gehalten.

Aufgrund all dieser Aktivitäten bildete sich ein erkennbares Tuchenbacher Gemeindeleben aus. Nicht nur die vierzehntägigen Gottesdienste fanden statt, sondern auch die Kirche im Grünen am Gemeindeweiher, Erntedank, Volkstrauertag und Heiligabend sind in Tuchenbach Stationen des Kirchenjahrs geworden.

In den Jahren 1994 bis 1999 finanzierte die Kirchengemeinde Veitsbronn aus eigenen Mitteln für Tuchenbach die Stelle des Gemeindereferenten Stöhr. Er wohnte mit seiner Frau im Ort und betreute die Gemeindeglieder mit Besuchen, Altenkreis, Jungschar, Konfirmandenunterricht und Gottesdiensten. Leider betraute Veitsbronn nach seinem Weggang den Nachfolger mit anderen Aufgaben in der Gesamtgemeinde.

Wo vieles organisiert und an Arbeit erledigt werden muß, sind Helfer/innen mit Einsatzwillen und Kreativität erforderlich. Die finden sich im “Tuchenbacher Forum”. Es tritt seit Januar 1999 zusammen und besteht aus dem Pfarrer von Obermichelbach, dem Tuchenbacher Mitglied des Kirchenvorstandes sowie den Leitern der kirchlichen Gruppen.

 

2000 Die Friedenskirche

Im Jahr 1996 begannen im Gemeinderat aufgrund von Anfragen aus der Bevölkerung Überlegungen, mit der Planung der Friedhofsanlage zu beginnen. Das entsprechende Gelände befand sich bereits in Gemeindebesitz. Das Vorhaben war aber nicht unumstritten. Die überwiegende Bevölkerung des alten Dorfkerns sah keine Notwendigkeit, sie hatte ja ihre Gräber in Veitsbronn. Viele der Siedler dachten noch nicht ans Sterben und scheuten die Kosten. So kam es am 15. Juni 1997 zu einem Bürgerentscheid, bei dem 55 Prozent den Friedhof befürworteten und damit der politischen Gemeinde den Auftrag zum Bau gaben.

Nun ist zu jedem Friedhof eine Aussegnungshalle erforderlich, die der Trauerfeier eine würdige Umgebung gibt. Von Anfang an gab es Überlegungen, die evangelische Kirchengemeinde einzubeziehen, so daß der Bau zu Beider Nutzen sein würde. Nach vier Entwürfen und langer, kontroverser Planung konnte eine gute Lösung gefunden werden, die Gemeinderat und Kirchenvorstand jeweils einstimmig beschlossen. Am 26.November 1999 wurde der Grundstein gelegt und ein milder Winter ermöglichte die Festsetzung des Einweihungstermins auf das Wochenende der Tuchenbacher Kirchweih. Am 27. März 2000 beschloß der Gemeinderat, das Gebäude “Friedenskirche” zu benennen.

Am Samstag, den 3. Juni 2000, dem Wochenende der Tuchenbacher Kirchweih, erfolgte, eingebunden in den historischen Kirchweihablauf, die Weihe der Kirche. Nach dem Aufstellen des Kirchweihbaumes am Dorfplatz, stellte sich um 16 Uhr ein Zug aus Ehrengästen, Bürgern und Vereinen auf. Den Abschluß bildeten die jetzigen sowie die ehemaligen Pfarrer mit dem Landesbischof.

Voran die Blasmusik, marschierte der endlos scheinende Zug durch das Dorf in Richtung Kirche. Dort übernahm der Posaunenchor von der Blasmusik die musikalische Führung und stimmte so auf den sakralen Teil der Kirchweih ein. Vor der Kirche erfolgten bei strahlendem Sonnenschein die unumgänglichen Begrüßungen sowie die Schlüsselübergabe. In der Kirche wurde dann in einem eindrucksvollem Gottesdienst die Weihe vollzogen.

Um 20 Uhr waren alle Teilnehmer in das Gasthaus im Ort zurückgekehrt und setzten das Kirchweihfest mit Braten und Bier bei fränkischer Kirchweihmusik fort.

Die Einweihung der Friedenskirche war nun zweifellos zum Höhepunkt geworden in den Jahrhunderten des Tuchenbacher Glaubenslebens.

Gebe Gott, daß die Friedenskirche Frieden bewirkt in den Herzen der Menschen, bei Beerdigungen, bei Gottesdiensten, bei allen Besuchern über den Tag hinaus.

 

Rudi Hartlöhner