Die fünf Weisen reisen zu Gott, Teil 5

5 Ostern sieht die Welt wieder besser aus

 

 

Friedrich von Bodelschwingh war der Meinung: Im Licht der Ostersonne bekommen die Geheimnisse der Erde ein anderes Licht.

 

Es war wie bei dem Auszählreim: Da waren’s nur noch drei…

Die übrig gebliebenen drei Weisen zweifelten an ihrer Weisheit. Die beiden, die sie verlassen hatten, klangen so überzeugend.

Und sie? Ihre Überzeugung war brüchig geworden. Was sollten sie nun tun? Wohin sich wenden? Wo konnten sie den Gott finden? Vielleicht hatte ihr König eben nur die falsche Vision gehabt.

Sie hatten sich am nächsten Tag sofort wieder aufgemacht, ihre Rechnung beglichen, den Wirt bedauert, der über die Verschmutzung seines Swimmingpools lamentierte, und waren losgeritten.

Die Stadt hüllte sich in eine gespenstische Stille. Die Menschen schlichen durch die Straßen. Die Kreatur schien ein großes, verheerendes Strafgericht zu erwarten. Warum? Weil sie einen Gott gekreuzigt hatten?

„Hört mit diesem Unsinn auf“, schrie einer der Weisen.

„Einen Gott kann man nicht kreuzigen. Dann müsste der Mensch schon Gott werden.“

Nun ritten sie langsam, zaudernd, selbst ihre Tiere schienen erlahmt. Sie schleppten sich zögerlich die Straße von Jerusalem nach Emmaus dahin.

Sie redeten nicht. Sie schwiegen. Heimlich suchend blickten sie nach dem Stern. Nach langer Zeit glaubten sie, ihren Leitstern entdeckt zu haben. Aber er schien ihnen sehr blass, verblasst, fast meinten sie, er habe all seine Leuchtkraft verloren.

„Wo hat er sein Leuchten verloren?“

„Über dem Stall und über dem Kreuz.“

„Vielleicht?“

„Nein, aber das war nicht Gott. Das war nur ein Verbrecher, den die Staatsmacht hingerichtet hatte.“

„Der Staat hat Recht. Der Staat hat den Gekreuzigten nicht als Gott attestiert.“

Da kam einer aus einer Seitenstraße auf sie zugeritten, forsch, ein Reiter voller Elan. Er grüßte höflich und fragte, ob er sich anschließen dürfe. Auch er wollte heute noch nach Emmaus.

Er sagte, Emmaus sei gleichbedeutend mit Auferstehung.

Sie verstanden zwar nicht, was er damit meinte, aber sie willigten ein. Er konnte gerne mit ihnen reiten. Ja, sie waren über die Abwechslung sogar erleichtert.

Der Fremde bemerkte ihre Bekümmerung und fragte sie, wie es mit ihnen stehe.

„Wir sind auf der Suche nach Gott“, sagten sie.

Sie erwarteten nicht, dass sie der Reiter verstehen würde. Aber dieser nickte und sein Nicken schien verständnisvoll zu sein.

Sie erzählten ihre Geschichte:

Zu fünft waren sie einst ausgezogen, um Gott zu suchen. Der eine fand seinen Gott in Weihnachten, die andere fand ihren Gott in Passion. Und sie ritten nun weiter, weil sie noch nicht überzeugt waren.

„Wir müssen sichergehen. Wir haben es unserem König versprochen.“

Der Fremde fragte, warum die Frau sie verlassen habe.

„Sie hat in dem Gekreuzigten ihren Gott erkannt.“

Die drei Weisen schüttelten ihre Köpfe: „Aber das kann nicht sein.“

„Warum nicht?“, fragte der Reiter.

„Weil man einen Gott nicht kreuzigen kann. Das war nun bereits vor drei Tagen. Der angebliche Gott ist bereits tot. Also müssen wir darüber nicht mehr nachdenken.“

Und ein anderer fügte noch an: „Weil sich ein Gott befreit hätte. Weil ein Gott über Kreuzigung und Tod steht.“

Und der Fremde sagte nur: „Wenn er aber nun auferstanden wäre?“

„Was meinst du damit? Dass er wieder lebendig ist?“

„Ja, aber nicht in Fleisch und Blut, sondern in seiner Göttlichkeit.“

Sie schwiegen und dachten nach.

Ein Gott lässt sich kreuzigen, um dann als Gott zu aufzuerstehen?

Kann das realistisch sein? Machen die Götter so ihre Zeichen?

Der Reiter erklärte ihnen, dass auch Gott ein Schicksal habe, dass er als Mensch geboren und gekreuzigt wird. Und dann als Gott wieder aufersteht.

Den klugen Weisen war diese Lehre zu hoch. Sie verstanden es nicht, konnten es sich nicht einmal vorstellen.

Aber sie diskutierten diese Idee hitzig und bemerkten dabei gar nicht, dass sie in Emmaus angekommen waren.

Sie nahmen alle vier Quartier in einem kleinen Gasthaus, dem einzigen am Ort. Und später saßen sie in der Schankstube und ließen sich bedienen. Da sagte der Fremde: „Gebt mir das Brot.“

Und er nahm es, segnete es, brach es in Stücke und gab es ihnen.

Sie nahmen das Brot und aßen es schweigend. Andächtig hatten sie dabei die Augen geschlossen.

Als sie nun die Augen wieder öffneten, war der Fremde nicht mehr unter ihnen.

„Wohin ist er?“, schrien sie.

Der Wirt eilte herbei. „Wohin ist der Mann?“, ereiferten sie sich.

„Welcher Mann?“, fragte der Wirt. „Ihr wart doch nur zu dritt.“

Sie eilten hinaus, sahen im Stall nach. Auch sein Pferd war verschwunden.

In der Gaststube machte sie der Wirt darauf aufmerksam, dass sie nur zu dritt gewesen seien, und in der Tat, da lagen nur drei Gedecke auf dem Tisch, da standen nur drei Humpen voll Wein.

Sie schwiegen erstarrt, verstört, ungläubig.

Da sagte der, der auf dem Elefanten ritt: „Das war Gott.“

Die beiden anderen brachen in gequältes Gelächter aus. „Das war ein Scharlatan.“

„Der hat uns nur auf den Arm genommen.“

„Der hat uns alle veralbert.“

Aber der mit dem Elefanten beharrte darauf, dass dies Gott war. Wir haben nicht an den Kind-Gott geglaubt. Wir haben nicht an den Kreuzigungs-Gott geglaubt. Wenn wir nun auch nicht an den Auferstehungs-Gott glauben, dann sind wir selbst schuld.

Den beiden anderen wurde es ungemütlich auf ihrer Bank. Konnten verstehen und wieder nicht. Konnten glauben und wieder nicht. Wollten Gott greifen und erlangten ihn nicht.

Der mit dem Elefanten brach sofort auf, ritt nach Jerusalem zurück, um dort die beiden anderen Weisen zu treffen und ihnen mitzuteilen, dass er Gott erlebt habe.

Auch er schrieb seinem König eine Botschaft:

„Ich habe Gott gefunden. Er ist auferstanden.“ Und die Taube flog zu seinem Herrn.

Die beiden anderen blieben frustriert zurück. Sie ließen sich noch einen Krug Wein bringen und tranken ihn leer. Sie bestellten noch einen Krug. Und noch einen…

Am nächsten Tag blieben sie im Bett und pflegten ihre Kopfschmerzen.

 

 

 

 

Aussagen – Nachdenkens wert

 

„Ich glaube definitiv an die Auferstehung… Mir hat mal ein Urologe erzählt, auf dem Sterbebett werden alle katholisch. Diese Erfahrung habe ich auch selbst gemacht, denn ich war während des Zivildienstes in einer Pfarrei beschäftigt. Da wurde der Pfarrer von sogenannten Atheisten schreiend ins Krankenhaus geholt, wenn der Tumor im Endstadium war. Ich glaube, ob man Atheist ist, kann man erst auf den letzten Metern sagen.“

Der Fernsehunterhalter Harald Schmidt in einem Interview in der Schweizer „Weltwoche“

 

Ostern ist die Zukunft des Menschen.

Hier wird er wieder der Mensch, wie er geplant war.

August Everding

 

Wer die Osterbotschaft gehört hat,

der kann nicht mehr mit tragischem Gesicht herumlaufen

und die humorlose Existenz eines Menschen führen,

der keine Hoffnung hat.

Karl Barth (1886 – 1968)

 

Ostern besagt, dass man die Wahrheit ins Grab legen kann, dass sie aber nicht darin bleibt.
Clarence W. Hull, USA ,

 

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.